Über deutsche Heuchler, Erdogan-Türken und Lehren für die Flüchtlingskrise

Von Boris T. Kaiser, Mannheim

Als in der jüngsten Zeit deutlich wurde, wie viele Unterstützer der islamistisch-nationalistische Despot Recep Tayyip Erdoğan und seine Politik auch unter den in Deutschland lebenden Türken hat, sind viele aus allen Wolken gefallen. Mit größtmöglicher Verwunderung hat man insbesondere in Politik und Medien gesehen, wie wenig Menschen, die hier geboren sind und alle hiesigen Freiheiten ausgiebig genießen, von Demokratie und Menschenrechten halten. Diesen harten Fall aus dem Elfenbeinturm der Multikulti-Träumereien hätte man sich ersparen können. Man hätte nur einmal jene fragen müssen, die seit Jahrzehnten mit türkischstämmigen Leuten Tür an Tür leben, oder inzwischen bereits umgezogen sind, weil sie nicht mehr mit ihnen Tür an Tür leben wollen. Jene Menschen, die man, in den jetzt so erschütterten Kreisen, oft verächtlich als „besorgte Bürger“, „Rassisten“, „Islamhasser“, „Nazis“ oder schlicht, „Pack“ bezeichnet hat.

Die Deutsch-Türkische-Freundschaft, sowie das vielbeschworene „gute Zusammenleben“ von Biodeutschen und Deutschtürken, ist und war schon immer eine Lüge. In Wirklichkeit haben die meisten Türken und Deutschen nie zusammen, sondern allenfalls nebeneinander her oder besser gesagt, aneinander vorbei gelebt. Dies trifft vor allem auch auf jene Multikulti-Apostel zu, die stets türkischen Rakı gepredigt, aber in ihren durch und durch akademischen und ethnisch weitgehend monokulturellen Freundeskreisen selbst nur Club-Mate getrunken haben. Ihre jetzige Verwunderung ist somit nur das Ergebnis ihrer gelebten Heuchelei.

Man wusste in diesen Kreisen natürlich ganz genau: Diese Türken sind anders als wir. Aber man hat dieses Anderssein, aus sicherer Entfernung, romantisiert und auf Positivbeispiele aus der eigenen selektiven Erlebniswelt reduziert. Auf den freundlichen Gemüse-Türken, der immer so nett winkt, wenn man an seinem Laden vorbeigeht, auf den Döner-Verkäufer, mit dem man sich jede Woche mindestens 3 Minuten unterhält oder, auf den lustigen Taxi-Fahrer, der einen nach der Party in der Alternative-Disco, in die er selbst niemals reinkäme, noch immer gut nachhause gebracht hat. Mehr hatte man mit bildungsfernen Migranten nicht zu tun. Mehr wollte man nicht mit ihnen zu tun haben. Die wenigen kurzen Kontakte haben gerade ausgereicht, um sich selbst gut und eben so richtig multikulti zu fühlen, damit man die Sorgen der Zweifler selbstgefällig und guten Gewissens vom Tisch fegen konnte.

Diskriminierendes Verhalten, das in vielen Fällen einfach aus Handeln aus Erfahrungswerten heraus besteht, musste bekämpft werden. Türsteher, die türkische Jungs ohne weibliche Begleitung nicht in den Club lassen, weil sie aus Erfahrung wissen, dass das zu massivem Stress führen kann, gelten, obgleich sie meist selbst einen Migrationshintergrund haben, genauso als Rassisten, wie Polizisten, die bei Verkehrskontrollen routinemäßig lieber dunkelhaarige junge Männer als alte grauhaarige Omas „rausziehen“, weil sie doch nach jahrelanger Diensterfahrung tatsächlich glauben, dass die Wahrscheinlichkeit  höher ist, dass „Kommissar Zufall“ so auf einen Kriminellen stößt. Auch die wenigen Lehrer, die es wagten, öffentlich über die Probleme mit der Machokultur gewaltaffiner muslimischer Schülern an ihrer Schule zu sprechen, wurden von weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit gnadenlos fertig und und mundtot gemacht.

Die massive Warnzeichen wurden derweil über Jahrzehnte hinweg ignoriert. Es schien sich niemand zu stören an muslimischen Importbräuten für türkischstämmige Söhne der zweiten, dritten, vierten Generation. Dass türkische Jungs deutsche Mädchen allenfalls benutzen, um sich vor ihrer arrangierten Ehe die Hörner abzustoßen, wurde zwar von vielen Eltern sicherlich nicht gerne gesehen, aber kaum jemand wagte, etwas dagegen zu sagen. Schließlich wollte man vor der eigenen Tochter und der Gesellschaft ja nicht als Nazi dastehen. Auch, dass hier lebende und oft selbst in Deutschland geborene Väter keinen deutschen Freund, sondern ausschließlich türkische und natürlich muslimische Ehemänner für ihre Töchter wollten, wurde stets politisch korrekt ausgeblendet, selbst dann noch, wenn es zu Gewalt und „Ehrenmorden“ kam. Die Kopftuchdichte in den deutschen Innenstädten nahm die letzten Jahre rapide zu. Vor allem auch immer mehr junge Frauen bekennen sich mittlerweile, mittels dieser religiösen Kopfbedeckung, zu Geschlechter-Apartheid und Steinzeit-Islam. Sicherlich spielen hier auch modische und jugendkulturelle Aspekte eine Rolle, aber das tun sie bei Thor-Steinar-Klamotten von ostdeutschen Jugendlichen aus der rechtsextremen Szene auch. Die Ideologie dahinter ist dennoch eindeutig. Die politische Linke hat den türkischen und anderen muslimischen Einwanderern immer wieder signalisiert, dass Anpassung an die hiesigen Werte nicht nötig sei, sie im Gegenteil sogar, mit ihrer Religion und ihrer unverfälschten Kultur, eine Bereicherung für unser Land darstellen würden. Dieser falschen Toleranz haben es junge Mädchen aus Migranten-Familien zu verdanken, dass sie heute in vielen Fällen unfreier und rückständiger aufwachen als je zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Was die politische Linke den Mädchen und Frauen damit angetan hat, ist ein Skandal, für den man sie zur Rechenschaft ziehen sollte.

Auch den schon lange allerorts in Deutschland blühenden türkischen Nationalismus und Rassismus haben die wackeren „Antifaschisten“ in ihrem Kampf gegen Rechts offenbar völlig vergessen. Dass sich die Linke an der Deutschenfeindlichkeit vieler hier lebender Türken nie weiter gestört hat, verwundert wenig – dass sie den massiven Hass der Türken auf die Kurden bewusst ignoriert hat, dagegen schon.

Als Rupert Neudeck im Jahr 2015 gemeinsam mit dem „Kurdischen Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn e.V“ und der Drogeriekette „dm“ Gelder für kurdische Opfer des IS sammelte, liefen die Deutschtürken mit Boykott- und Gewaltaufrufen so lange dagegen Sturm, bis die Aktion vorzeitig beendet wurde.

Auch Türken-Führer Erdogan hat seine in Deutschland lebenden Landsleute, schon lange vor seinen jüngsten Entgleisungen, immer wieder aufgehetzt. Oft auch gegen Deutschland und die Deutschen und manchmal sogar auf deutschem Boden. Immer wieder warnte er die Türken in Deutschland vor zu viel Anpassung, nannte Assimilation sogar „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Verrückter Weise war der faschistoide Sultan damit so ziemlich im Einklang mit dem, was die deutsche Linke jahrelang gepredigt hat.

Selbst bei ganz eindeutigen und nicht weg-diskutierbaren oder relativierbaren Faschisten hat man in Deutschland lange ein Auge zugedrückt. Ich erinnere mich noch gut daran, dass die zu Schnauze und Ohren geformte Hand, als Zeichen der Sympathie für die grauen Wölfe, bereits in meiner Jugend allgegenwärtig in den vorwiegend von Türken bewohnten Vierteln meiner Stadt war. Auch auf türkischen Demonstrationen und natürlich bei Fußballspielen hat man den „Hitlergruß des islamistischen Türkentums“ immer wieder gesehen.

In den deutschen Parteien wusste man davon offenbar nichts, oder wollte schlicht nichts wissen. Es ist keine Verschwörungstheorie, dass mittlerweile nahezu alle Parteien in der Bundesrepublik von Anhängern der grauen Wölfe und Erdogans AKP unterwandert sind. Im Sommer 2016 schilderte das SWR-Polit-Magazin „Report Mainz“ ausführlich, wie diese schon seit langem in diese einsickern, um sie zu beeinflussen. In der einst christlichen CDU formierte sich beispielsweise die fundamentalistische MIDU (Muslime in der Union). Hier tragen Frauen Kopftuch und junge Männer schwärmen von erzkonservativem sunitischem Islam der Politik Erdogan und hetzen gegen Resolutionen des Bundestages, der den Völkermord an den Armeniern brandmarkt.  Auch in der SPD hat man traditionell wenig Berührungsängste mit Islamisten und  türkischen Rechtsextremisten. Bereits im Jahr 2011 sorge ein Auftritt von Tülay Schmid, der Ehefrau von Nils Schmid (damals Stellvertreter Ministerpräsident von Baden-Württemberg) mit türkischem Background, bei den „Grauen Wölfen“ für Verwunderung und Kritik, allerdings hauptsächlich von außerhalb der SPD.

Türkischstämmige Kritiker des politischen Islam haben es dagegen deutlich schwerer bei den deutschen Sozialdemokraten. Der ehemalige Abgeordnete Erol Özkaraca verließ im März diesen Jahres, nach über 20 Jahren Mitgliedschaft, die SPD, weil er das Geklüngel seiner Partei mit den Islamisten nicht mehr ertragen konnte. Schon lange hatte er diesen laxen Umgang mit dem politischen Islam parteiintern, aber auch öffentlich, kritisiert. Das Fass zum Überlaufen brachte dann eine „Gedenkveranstaltung“ anlässlich des Weihnachtsmarkts-Terroranschlages am Berliner Breitscheidplatz. Die als „Friedensdemo“ deklarierte Veranstaltung war an Bizarrheit und Zynismus nicht zu überbieten. Unter dem Motto „Religionen für ein weltoffenes Berlin“ versammelten sich, am Ort des dutzendfachen Mordes im Namen des Islam, behördlich bekannte Islamisten (unter anderem mehrere vom Verfassungsschutz beobachtete Vereine), allerlei andere religiöse Spinner, Extremisten aus der politisch linken Szene und der regierende SPD-Bürgermeister von Berlin, Michael Müller. Eine Ansammlung ähnlich „ehrenwerter“ Leute, findet man wohl allenfalls noch auf Mafia-Beerdigungen. Die SPD kuschelt überall dort, wo sie regiert, wohl schon so lange mit den dubiosen, erzkonservativen türkischen Islam-Verbänden, dass ein gemeinsames Herumtrampeln auf Terroropfern zusammen mit offen bekennenden Islamisten für sie den Bock offenbar auch nicht mehr fett macht.

Statt eine kritische Haltung gegenüber den meist türkischen Islamverbänden und anderen Integrationsverweigerern zu entwickeln, sind wir den „Türken“ und ihrer muslimischen Kultur von Generation zu Generation immer mehr entgegengekommen. Mittlerweile gibt es in vielen Schulkantinen kein Schweinefleisch mehr und wenn Eltern ihre Töchter nicht am Schwimmunterricht teilnehmen lassen, wird das von vielen Lehrern und Schulleitern stillschweigend hingenommen. Gedankt wurde uns diese übertriebene Toleranz nie.

Ich erinnere mich noch gut an meine Schulzeit. Wie selbstverständlich haben wir damals mit der ganzen Klasse die örtliche Moschee besucht. Als dann der Gegenbesuch in einer christlichen Kirche anstand, waren viele meiner muslimischen Mitschüler auf einmal krank, bzw. bekannten schon im Vorfeld ganz offen, dass sie an diesem mit Sicherheit nicht teilnehmen werden. Die gleichen Kinder und Jugendlichen, die es damals nicht über sich brachten, für 45 Minuten eine Kirche zu besuchen, strömten später zu Scharen in den Film „Tal der Wölfe“, ein Machwerk des türkischen Regisseurs Serdar Akar, das vor Antisemitismus, Antiamerikanismus und orientalischem Rassismus nur so strömte. Die ansonsten dauerempörte Claudia Roth konnte (anders als Edmund Stoiber) darin dennoch keine Volksverhetzung sehen. Die zuständigen Behörden offenbar auch nicht; und so lief der Film fröhlich in unseren Lichtspielhäusern vor sich hin und schaffte es bis in die Top 5 der deutschen Kinocharts.

Es ist diese Generation, die heute geradezu fanatisch dem türkischen Nationalismus und ihrem Führer Erdogan huldigt. Dies sind die Bodentruppen der Türkei in Deutschland und Europa. Die türkische Zuwanderung und ihre Folgen  lässt übrigens durchaus Rückschlüsse auf die Zukunft zu, die uns die islamische Massenzuwanderung im Zuge der Asylkrise bescheren könnte. Hierbei sollte man bedenken, dass in nur einem Jahr mehr Menschen als „Flüchtlinge“ eingewandert sind, als einst türkische Arbeiter in den gesamten 12 Jahren des Anwerbe-Abkommens mit der Türkei. Während der Zeit von 1961 bis 1973 kamen ca. 500.000 bis 750.000  Türken im Rahmen dieses Abkommens nach Deutschland. Allein im Jahr 2015 reisten jedoch etwa 1,1 Millionen „Flüchtlinge“ ein. Jedes Jahr kommen Hunderttausende dazu. Wenn man einmal darüber nachdenkt, wie die vergleichsweise „wenigen“ Zuwanderer aus der Türkei, auch durch Familienzuzug und hoher Geburtenrate, vielerorts das Stadtbild und die deutsche Gesellschaft geprägt haben, kann man mehr als nur ein mulmiges Gefühl bekommen. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Generation der Menschen, die einst aus der Türkei kamen, weit weniger vom politischen Islam und Islamismus geprägt waren als ein großer Teil der heutigen „Flüchtlinge“, kann man es sogar durchaus mit der blanken Angst zu tun bekommen. Die besorgten Bürger haben recht. Sie hatten immer recht.

Die Politik wiederholt derzeit die Fehler der Vergangenheit in einer Art und Weise, die nur noch mit sehr viel gutem Willen als Dummheit zu bezeichnen ist. Wieder versucht man die Mahner und Warner mundtot zu machen, indem man sie nicht nur in die rechte, sondern in die rechtsextreme Ecke stellt. Wieder glaubt man, wenn man den islamischen Neuankömmlingen und ihrer Kultur nur so weit wie möglich entgegenkommt, werden diese irgendwann auch uns entgegenkommen und aufrechte Demokraten werden. Erneut verwechselt man Toleranz mit Unterwerfung. Das böse Erwachen wird auch diesmal kommen. Es könnte ein böseres Erwachen werden als jemals zuvor.

 

Zuerst veröffentlicht auf dem Blog des Autors.

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